Eigentlich sind wir nur aus einem Grund in LISSABON: wir wollen Straßenbahn fahren!
Schon in der Nähe von unserem Stellplatz in BELÉM ergattern wir eine diese niedlichen alten Gefährte und sind wenig später in Zentrum am PRAÇA DO COMÉRCIO. Von hieraus erstreckt sich das Stadtviertel BÁIXA, Lissabons Unterstadt, die nach einem Erdbeben im Jahr 1755 vollständig zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Heute ist das Stadtviertel belebt mit Einkaufsmeilen, in denen sich Geschäfte, Läden und Cafés aller Couleur tummeln. Ebenso vielfältig sind die Menschen, die hier spazieren und flanieren. Wir lassen uns zunächst etwas mittreiben und orientieren uns, welche Bahn wann wohin fährt.
Schließlich entscheiden wir uns für die "Hills Tramcar Tour" der Linie "Yellow Bus" - im Nachinein ein Glücksgriff, nicht nur, weil die beliebte Nahverkehrslinie "28" heute (Samstag) aus allen Nähten platzt. Unsere Tram ist nicht voll, und wir werden mit Kopfhörern versorgt, über die wir uns wahlweise in 12 Sprachen eine wirklich gut gemachte und mit viel Witz gewürzte Tourbeschreibung anhören können! Das macht richtig Spaß.
Noch mehr Spaß macht die Fahrt selbst! Los geht es zunächst durch MOURARIA und ALFAMA, den beiden ältesten Stadteilen von Lissabon. Hier bietet sich ein sehr mittelalterliches Bild, weil dieser Bereich kaum von dem schlimmen Erdbeben betroffen war. Die Gassen sind sehr eng und winklig, es geht bergauf und bergab ehe wir das Castelo de São Jorge erreichen, welches erhaben über der ALFAMA liegt.
Straßenbahnfahrer in Lissabon müssen Nerven haben wie Stahlseile! Nicht nur der fließende - oder sollte ich sagen: stockende - Verkehr ist eine Herausforderung, auch die Besitzer der parkenden Fahrzeuge leisten Milimeterarbeit und der Tramfahrer braucht ein gutes Augenmaß - mehr als einmal wundern wir uns, wie knapp die kleine Bahn daran vorbei rumpelt.
Mancher Passant rettet sich durch einen beherzten Sprung in einen Hauseingang oder muss sich platt an eine Fassade pressen, und stellenweise sind die Gassen gerade breit genug, dass die Bahn mal eben so durch passt! Den Anwohnern fährt man fast durch die gute Stube ...
Die Eindrücke von dieser Fahrt sind so vielfältig und einzigartig, man vermag sie kaum in wenige Worte zu fassen! Die Fenster unserer Tram lassen sich übrigens öffnen. Mutig halten wir ab und an den Kopf raus, immer in Hab-Acht-Stellung auf entgegen kommende Fahrzeuge, andere Trams, Verkehrsschilder und Hausfassaden ... Wir sind von diesem Erlebnis vollkommen begeistert - genauso hatten wir uns das erhofft!
Weiter geht die Fahrt durch die Stadtviertel CHIADO und BAIRRO ALTO, Lissabons Oberstadt - Zentrum der Literaten und Künstler. 1988 vernichtet ein Großbrand einen Teil dieses Viertels, welches unter Berücksichtigung des ursprünglichen Charakters wieder aufgebaut wurde.
Im Stadteil ESTELA ist die Basilika da Estrela, in der zur Weihnachtszeit eine berühmte Krippe zu besichtigen sei, Wendepunkt unserer Fahrt, parallel zum Rio Tejo geht es nun zurück zum Ausgangspunkt unserer Rundfahrt. Insgesamt hat sie eineinhalb Stunden gedauert. Die rote Linie markiert unsere Fahrstrecke.
Das war wirklich große Klasse!
Nun laufen wir zu einem weiteren Lissaboner Wahrzeichen: dem ELEVADOR DO CARMO, ein reich verzierter schmiedeeiserner Turm mit Aufzug, der die Unter- mit der Oberstadt verbindet. Der Fahrpreis ist in unserem Yellow-Bus-Ticket übrigens enthalten.
Klar fahren wir damit nach oben und genießen von der Aussichtsplattform den herrlichen Ausblick auf BÁIXA, MOURARIA UND ALFAMA, welche uns nun zu Füßen liegen.
Der Nachmittag ist inzwischen fortgeschritten, wir machen uns langsam auf den Heimweg. Wir laufen weiter nach Westen Richtung BAIRRO ALTO. Eine Schrägseilbahn bringt uns wieder hinab auf das Niveau des Rio Tejo (Fahrpreis ebenfalls in unserem Ticket enthalten).
Nun noch ein strammer Fußmarch entlang des Flusses und wir sind einigermaßen platt, aber mit wunderschönen Eindrücken abgefüllt zurück am OCEVI, auf den unser Max fein aufgepasst hat.
Lissabon ist eine fantastische Stadt! Vieles haben wir gesehen, vieles aber auch nicht oder nur flüchtig. Ganz sicher ist: wir waren nicht das letzte Mal in LISBOA! Wir kommen wieder, und sei es nur zum Straßenbahnfahren ;-)
Nachdem die letzten Nächte seit unserem unfreiwilligen Werkstattaufenthalt alle durch Verkehrslärm recht laut waren (in BELÉM steht man direkt an einer Bahnlinie), dürstet uns nach einem Stellplatz am Strand. Unsere Unterlagen empfehlen einen in 26 Kilometer Entfernung.
Über die "Golden Gate Bridge" von Lissabon überqueren wir den RIO TEJO und statten im letzten Bücheslicht der riesigen Christusstatue in ALMADA einen Besuch ab. Von hier aus werfen wir für dieses Mal einen letzten Blick zurück auf Lissabon, welches langsam in der Dämmerung mit funkelnden Lichtern zum Nachtleben erwacht.
Eine gute halbe Stunde später erreichen wir uns letztes Ziel für heute: FONTE DA TELHA, einer kleinen Strandsiedlung mit Buden und Restaurants direkt am Wasser. Rasch haben wir den Platz gefunden, fünf andere Camper stehen hier schon.
Motor aus und ... Stille, das beruhigende Rauschen des Atlantiks lullt uns heute Abend in den Schlaf ...
... bis wir um 01:00 Uhr von bassgeschwängerter Musik geweckt werden!
Saturday-Night-Disco-Fever !!! Yeah !!!
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