Montag, 31. August 2015

Das "Tropical Island" - Brand

Der heutige Tag ist wider Erwarten sehr heiß! 37 Grad steht auf dem Thermometer! Puh, warm ...!

Konsequenterweise halten wir den Ball flach und lassen die Räder in der Garage. Statt dessen hopsen wir an "unserem" kleinen Ministrand noch einmal in die Spree. Einfach nur herrlich!





Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg: wir wollen ins Tropical Island.

Die Halle steht auf einem stillgelegten Flugplatz Gelände, der ausgewiesene Wohnmobil-Parkplatz liegt auf der früheren Start- und Landebahn. Wir werden förmlich gebraten auf dieser schattenlosen Betonpiste! Und es rührt sich kein Lüftchen ...

Also machen wir uns auf die Suche nach Schatten, Max könnten wir sowieso jetzt nicht im verschlossenen Fahrzeug zurück lassen.

Der ehemalige Flugplatz ist umgeben von Wald und - wie wir vermuten - Ruinen früherer Kasernen. Wir finden keinen schönen, aber zweckmäßig schattigen Platz, wo wir uns zwischen Unrat und Bautrümmern hinstellen können. Nicht hübsch hier, aber wir wollen ja nur warten, bis die Sonne weg ist, es ist inzwischen 18:00 Uhr.

Und dann kommt er ... der "deutsche" Moment.

Wir haben gerade unser Abendessen auf dem Tisch und die erste Gabel im Mund, da fährt ein Auto vor. Aussteigen tut ein Herr, der sich sehr förmlich als Leiter des "Tropical Island Wohnmobil Home" (zu deutsch: Stellplatz) vorstellt und sogleich mit erhobenem Zeigefinger die Stimme anhebt:

"Sie dürfen hier nicht stehen. Ich fordere Sie auf, zusammen zu packen und diesen Platz zu verlassen."

Wir setzen an zur Erklärung, dass wir nur für ein paar Stunden Schatten gesucht haben und selbstverständlich hier nicht stehen bleiben wollen. Aber wir kommen gar nicht zum Ausreden ...

"Ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und diesen Platz zu verlassen.", unterbricht uns der Mann.

"Aber wir können doch noch aufessen?", fragt Willi.

"Ich sagte doch: ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und ..."

Das gibt es doch nicht!

Inzwischen sind wir alle Drei schon aufgestanden und haben uns mit unseren angegessenen Tellern Richtung Wohnmobileingang in Bewegung gesetzt - während der andere seinen offenbar stur auswendig gelernten Text wiederholt. Noch während wir unser Abendessen verräumen, ertönt erneut:

"Ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und ..."

Hat der keine Augen im Kopf?

Mir reicht's! Ich komme nicht umhin, ihm meinerseits in gleichem Tonfall mitzuteilen, dass wir ihn längst verstanden hätten, und er sich weiter Wiederholungen nun sparen könne. Wir gingen ja, und gleiches könne nun auch er machen.

Ich lasse ihn stehen und höre noch irgendwas von "Gnäd'ge Frau" und "Ich hole die Feuerwehr, die wird Sie schon wegschicken ...!"

Was ein Depp ...!!!

Also zurück auf die Start- und Landebahn. Inzwischen geht es, die Sonne steht bereits tief, noch 45 Minuten und sie geht unter.

Wir essen zu Ende und erfahren dann aus einem benachbartem Wohnmobil, dass der offizielle Stellplatz des Tropical Islands - der übrigens zwei Kilometer weit weg liegt - pro Fahrzeug € 9,00, pro Erwachsener € 8,00 und pro Kind € 4,00 (Strom und Wasser extra) berechnet. Aha! Daher weht also der Wind ...

Nunja, wir versuchen, uns nicht die Stimmung verderben zu lassen. Grundsätzlich mag es ja sein, dass man an "dieser Stelle" nicht stehen soll/darf (irgend ein Hinweis- oder Verbotsschild stand übrigens nirgends), das können wir ja durchaus noch verstehen und auch akzeptieren. Lediglich die Art und Weise des Auftretens dieses "Verantwortlichen" ist uns aufgestoßen. Kunden gewinnt er jedenfalls so keine. Und fest steht: Gastfreundschaft geht anders!

Übrigens: auf dem Rollfeld direkt vor der Zepplelinhalle kostet das Stehen und Übernachten nichts.



Aber jetzt zurück zum Thema: das Tropical Island.

Wir sind startklar. Kurz vor acht Uhr sind wir drinne in der Tropenwelt. Und wir müssen sagen: sie ist durchaus toll gemacht. Es gibt verschiedene Badebereiche: die Lagune mit Strudeln und Wasserfällen und die Südsee mit eimem Sandstrand und einer Panoramaleinwand alla Jim Carrey's Film "The Trueman Show". Es gibt einen tropischen Regenwald, der dem echten durchaus gelungen nachgestellt ist, einzig die vielen Tierstimmen stammen wohl aus der Konserve. Die kleinen Häuser und Hütten, die man zur Übernachtung buchen kann, sind stilecht, ebenso die "Fressmeile" - die Restaurants befinden sich in verschiedenen authentisch asiatischen Gebäuden. Überall sieht man malaysische Reliefs und Buddas, aber ohne dass das Ganze überfrachtet wirkt. Blendet man einmal die technische Konstruktion der Hallendecke über unseren Köpfen aus, kann man sich durchaus nach Asien versetzt fühlen. Ein bißchen Fernweh weckt das Ambiente auf jeden Fall.

Was nicht ganz so zum tropischen Bild passt, sind die Temperaturen. Beim Betreten des Bades hat man zwar noch den Eindruck es sei schwül warm, kommt man aber aus dem Wasser ist es ungemütlich kalt ... Die vier Stunden unseres Aufenthaltes reichen demnach völlig, das Tropical Island kennenzulernen, uns durch alle Bars und Restaurants zu futtern und alle Geschäfte und Läden links zu machen, das war ohnehin nicht unser Plan. Und das wäre auch gar nicht gegangen, da um 22:00 Uhr alles schließt - was nicht ganz logisch ist, denn das Tropical Island hat 24 Stunden am Tag rund um die Uhr geöffnet.

Um halb zwölf sind wir zurück am OCEVI, die lauen Temperaturen laden uns ein, noch eine Weile draußen zu sitzen. Den blöden Fritzen von heute Nachmittag haben wir inzwischen vergessen ...



















Sonntag, 30. August 2015

Schlepzig - Spreewald

Unsere Etappe heute ist kurz, wir fahren nur 8 Kilometer ins benachbarte Örtchen Schlepzig. Wir haben gehört, dass es hier einen Platz direkt am See gibt, auf dem man frei mit dem Camper stehen kann. Rasch haben wir ihn gefunden und stellen fest: hier gibt es ein Paradies neben dem anderen!





Natürlich packen wir wieder die Räder aus und umrunden den See. Das ist allerdings keine große Sache heute, der See ist recht klein.

Wir radeln in den Ort. Es ist Sonntag und das Wetter ist toll. Dem entsprechend steppt in Schlepzig der Bär! An jeder Ecke kann man hier Paddelboote und Kahnfahrten mieten. Und wenn schon einmal im Spreewald, ist insbesondere Letzteres Pflicht. Trotz des relativen Andrangs kaufen wir uns Tickets, um 14:00 Uhr geht es los.

Wir werden von einer jungen Frau in traditioneller Tracht gestakt. Sie erzählt uns viel über die geografischen Gegebenheiten sowie über Flora und Fauna, während wir lautlos über das Wasser gleiten und uns die Kanäle entlang schlängeln. Wir sehen sehr viel Natur, den ein und anderen Wasservogel, und haben hier und da einen ganz netten Einblick in die Gärten und Grundstücke direkt am Wasser, diese allerdings nur im Ort selbst, alles andere ist sich selbst überlassene Wildnis. Dass das so bleibt, lernen wir, dafür sorgt die hiesige Naturschutzbehörde und Wasserschutzpolizei - im Volksmund auch "Entenpolizei" genannt.













Auf obiger Karte erkennt man unsere kleine Runde mit dem Fahrrad um den See, die größere Runde sind wir mit dem Kahn gefahren. Während der Kahnfahrt sehen wir auch den ein oder anderen Zugang zur Spree, der sich zum Schwimmen anbietet. Beim nachträglichen Betrachten der zurückgelegten Strecken stellen wir fest, dass einige dieser Badestellen ganz in unserer Nähe sein müssen. Wir gehen auf die Suche und werden fündig! Mit einem erfrischenden Sprung ins kühle Nass runden wir den Tag ab!

Und langsam können wir nicht mehr sagen, welcher der bisher vielen schönen Tage nun eigentlich der schönste war ....



Samstag, 29. August 2015

Groß Wasserburg - Spreewald

Wir fahren weiter. Unser heutiges Ziel liegt im Spreewald. Angekommen finden wir einen sehr schön inmitten der Natur gelegenen Stellplatz vor. Der Platzwart ist überaus freundlich und erzählt uns, was man hier alles erleben kann.

Wir beginnen mit einer kleinen Fahrradrunde und der Einkehr in den einladenden Biergarten vor Ort. Hier gibt es alles rund um die bekannte Spreewaldgurke - sogar Gurken- und Gurken-Rhabarber-Bier, und das schmeckt sogar beides gar nicht schlecht!





Am nächsten Tag nehmen wir uns wieder mehr Zeit. Wir wollen zum Aussichtsturm auf dem Wehlaberg. Der Name verrät es bereits: Es gibt hier tatsächlich einen Berg, obwohl die Gegend augenscheinlich mit seinen vielen Wasserkanälen recht eben erscheint. Entstanden ist der Berg als ein Überbleibsel der letzten Eiszeit, ein Moränenzug eines Gletschers. An seinem höchsten Punkt steht auf 144 m üNN besagter Aussichtsturm. Das klingt nach nicht viel, dennoch ist der Weg hinauf mit den Fahrrädern gelegentlich anstrengend. Die Strecke verläuft durch einen Wald und ist trotz der Anstrengungen wieder einmal sehr schön.







Der Aussichtsturm selbst hat eine Höhe von 28 m. Von seiner Plattform aus werden wir mit einem tollen Rundumblick belohnt, sogar einzelne Hochhäuser des 54 km entfernten Berlin lassen sich am Horizont erkennen.

Ansonsten blickt man auf viel Wald ... und das da:





Was da wie ein riesiger Pilz aus dem Wald ragt, ist die Anfang der 90er Jahre gebaute Fertigungshalle für den Cargolifter, ein Zeppelin, der speziell zum Transport großer Lasten konzipiert war, ein Konzept, die bislang seit Jahrzehnten aus der Mode gekommenen Zeppeline wiederzubeleben sollte. Der Bau der Produktionshalle wurde fertig gestellt, allerdings niemals ein Zeppelin darin gebaut, da das ganze Programm als unrentabel gekippt wurde, mit anderen Worten: die Investoren pleite waren. Was übrig blieb, war die 107 Meter hohe, 360 Meter lange und 210 Meter breite Halle, weltweit übrigens die einzige freitragende Halle dieser Größe, ihre Innenfläche bemisst 66.000 qm. Die Zeppelin-Werfthalle, deren Baukosten sich auf 78 Millionen Euro beliefen, stand bis 2003 ungenutzt leer ehe sich ein neuer Investor aus Malaysia fand, der die 6,6 Hektar für 17,6 Millionen Euro erstand und in eine exotische Badelandschaft, dem "Tropical Island" verwandelte. Mehr dazu später.

Nachdem wir auf dem Aussichtsturm ein wenig verschnauft haben, radeln wir weiter. Nun geht es bergab, wie herrlich! Ab dem Wendepunkt unsere Radrundfahrt befinden wir uns wieder in der Ebene des Spreewalds, nun kommen wir vorbei am Schwanensee, Mittelsee und dem Pichersee. Wieder einmal sind wir begeistert, wie schön es hier und wie unberührt die Natur hier ist. Es folgt das kleine Dorf Köthen am Köthner See, wo uns ein kleines Café wie gerufen kommt, ehe wir das letzte Stück Weg zurück zum Camper radeln. Für Max war diese Strecke toll, tapfer ist er mitgelaufen.











Zurück am Wohnmobil steckt mir persönlich noch diese große Zepplinhalle in der Nase, nicht zuletzt deshalb, weil unsere Versuche, online Tickets zu buchen irgendwie immer scheiten und wir nicht in Erfahrung bringen können, ob überhaupt im Voraus gebucht werden muss.

Meine drei Mitstreiter haben keine List mehr, also radele ich "schnell" nochmal alleine los ... e-Bike macht's möglich. Das Tropical Island ist gute 12 Kilometer entfernt. Wieder komme ich durch Wald, erst über Waldwege, doch dann über einen sehr schön ausgebauten Radweg, der weit abseits der Straße verläuft. Ohne Hundeanhänger kann ich in die Pedale treten und komme zügig vorwärts.

Und so dauert es nicht lange, bis sich das Ungetüm von Halle vor mir erhebt:







Freundliches Personal stattet mich mit den gewünschten Informationen und Prospekten aus, mit denen ich die Rückfahrt antrete. Jedenfalls sieht es aus, als hätten wir jetzt einen Plan ...


Donnerstag, 27. August 2015

Pritzerbe am Havelsee

Nach einer zweiten (doch recht lauten) Nacht in Berlin, haben wir alle Drei wieder Lust auf Natur. Diese finden wir gute eineinhalb Stunden Autofahrt später auf einem idyllischen Wohnmobilstellplatz in einem kleinen Dorf mit dem lustigen Namen "Pritzerbe". Der Stellplatz liegt direkt am Wasser der Havel - genau das, was wir uns vorgestellt haben. Und irgendwie sind wir alle Drei von Berlin etwas platt, also passiert heute nicht mehr viel und wir hängen gemütlich ab und lassen die Seele baumeln.

Nicht so am nächsten Tag. Nach dem Frühstück satteln wir die Räder. Nur wenige Meter außerhalb des WoMo-Geländes gibt es eine Fähre über die Havel. Mit ihr setzten wir über an das andere Ufer. Wir kommen durch eine Ansammlung weniger Häuser und Höfe, vorbei an einem Gehege mit Vogelstraussen und befinden uns rasch in schönster Natur, ein Feldweg ist als Radweg ausgewiesen. Tatsächlich lässt er sich gut fahren. Es ist sehr schön hier, wir kommen durch Wiesen und Wälder, durch hübsche Alleen, es ist einfach nur herrlich! Max läuft freudig mit und hat seinen Spaß, ganz besonders als er plötzlich mit seinen vier Beinen bis zur Brust in schwarzem Morast steht! Lecker ...











Je weiter wir kommen, um so mehr wandelt sich der Feldweg in einen Waldweg und wird holpriger, noch kommen wir aber gut voran, auch das Gespann mit dem Hundeanhänger. Vereinzelt gibt es an Kreuzungen und Gabelungen noch Wegweiser, doch irgendwann biegen wir wohl doch mal falsch ab und stehen dann im wahrsten Sinne "im Wald". Lisa, die als einzige von uns Mountainbike Reifen hat, fährt voraus und ruft uns optimistisch hinter sich her. Nun wird die Tour mit Anhänger doch recht anspruchsvoll. Ich bin über die Motorunterstützung sehr dankbar, nur mit ihr schaffe ich es über Stock und Stein. "Vielleicht hätten wir wie Hänsel und Gretel Brotkrumen streuen sollen", geht mir irgendwann mal durch den Kopf.







Nach guten 13 Kilometern erreichen wir schließlich unser Etappenziel: das kleine Städtchen Plaue. Wir finden ein kleines Café und kehren ein. Danach geht es auf den Rückweg, allerdings wählen wir dafür die andere Havelseite, auch wenn wir dafür streckenweise auf der Landstraße radeln müssen, aber wir kommen besser vorwärts, denn der Himmel trübt sich ein.





Nichtsdestotrotz machen wir noch einmal Rast für ein kleines Picknick, direkt am Wasser lädt uns eine kleine Wiese ein zu verweilen, Max können wir überdies hier von seiner Fango-Packung befreien. An uns vorbei ziehen tuckernd nett aussehende Hausboote und insgesamt finden wir die Landschaft, das viele Wasser und die friedliche Stille der Natur hier einfach nur schön.







Am fortgeschrittenen Nachmittag sind wir zurück am Camper. 28,5 Kilometer waren wir unterwegs, und wieder ein dickes Lob an Max, wie toll er diese Radtouren mitmacht. Als krönenden Abschluss der Fahrt springen wir alle (außer Max, der ist müd') in die Havel. SEHR erfrischend, aber herrlich, und wir sind uns alle Drei einig: Heute war der schönste Tag dieser Reise!





Dienstag, 25. August 2015

Berlin II

Am nächsten Tag sind wir genauso bequem und schnell wieder im Zentrum. Einzig Max weiss nicht so Recht, ob er U-Bahn fahren toll finden soll:





Wir steigen an der Haltestelle "Stadtmitte" aus. Nur wenige Meter weiter befindet sich der frühere Grenzübergang zwischen dem amerikanischen und russischem Sektor, der "Checkpoint Charlie" - auch heute deutlich an plakativen Hinweisschildern zu erkennen. Das Grenzerhäuschen der Amis steht auch wieder. Wir erfahren, dass es beim Mauerfall abgerissen, für uns Touristen aber wieder aufgebaut wurde. Die Soldaten davor sind heute freilich Schauspieler. Und der im Hintergrund zu erkennende McDonalds ist garantiert auch eine Errungenschaft der Neuzeit ...





Rund um den "Checkpoint Charlie" haben sich diverse Museen und Informationsstände zum Thema "Mauer" etabliert. Lisa lauscht zwar mit einigem Interesse und Erstaunen unsere Erzählungen, wie das früher in der ehemaligen DDR so war, aber als es nun an handfeste Geschichte geht, steigt sie relativ schnell aus. Das ist insofern schade, als dass ich persönlich gerne länger geguckt hätte.

Wir laufen weiter Richtung Potsdamer Platz. Auch hier läßt sich eindrucksvoll ausschließlich neue Architektur betrachten - bei Kriegsende war hier alles vollkommen zerstört.





Wie auf dem Foto zu erkennen, ist das Wetter heute nicht so toll. Zudem weht ein unangenehm kalter Wind. Wir verziehen uns in die "Mall of Berlin" - einem topmodernen und edlen Einkaufszentrum, welches erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde. Endlich! Jetzt kommt Lisa auf ihre Kosten. Shoppen statt Geschichtsunterricht! Geht doch! ;-)

Doch auch das ist irgendwann ermüdend. Uns wird klar: eine Großstadt ist anstrengend. Wieder draußen scheint inzwischen die Sonne und wir schlagen langsam den Heimweg ein.

Dabei kommen wir am Holocaust Mahnmal vorbei. Die massiven Betonquader strahlen wie stumme Zeitzeugen tatsächlich etwas Bedrückendes aus ...





Wir sind müde und laufen weiter zur Friedrichstraße, einer der Dreh- und Angelpunkte in Berlin Mitte, und ergattern Sitzplätze in einem der doppelstöckigen Stadtrundfahrten-Busse. Dankbar lassen wir uns in die Sitze plumpsen ...






Die Fahrt dauert ca. eineinhalb Stunden. Vorbei am Brandenburger Tor und dem Regierungsviertel, sehen wir nun:

... die Siegessäule, von der wir lernen, dass sie ursprünglich vor dem Brandenburger Tor stand, aber von AH hierher versetzt wurde, weil er damit den Mittelpunkt seines 1.000 jährigen Reichs markieren wollte, ...





... das Schloss Bellevue, Amtssitz unsere Bundespräsidenten, ...





... und weiter kommen wir vorbei am Bahnhof Zoo, dem Tiergarten, durch Charlottenburg, über den KuDamm, vorbei an der Gedächtniskirche und weiter durch die Kurfürstlichen Schlösser bis zurück an unseren Startpunkt der Busrundfahrt.

Was wir vor allen Dingen bei dieser Fahrt gelernt haben: es ist glatt und sauber "Mission Impossible", Berlin in nur wenigen Tagen gerecht zu werden!

Montag, 24. August 2015

Berlin I

Berlin, Berlin. Wir fahren nach Berlin ... und wir sind sehr gespannt darauf!

Wir sind gegen Mittag da. In der Chausseestraße, die sehr zentral zur Stadtmitte liegt, haben wir uns einen Wohnmobilstellplatz ausgesucht. Wir sind keine Minute zu früh, denn aufgrund seiner Lage ist der Platz natürlich sehr gut besucht. Er ist eher zweckmäßig als schön, aber das ist uns egal, wir wollen ja was von der Stadt sehen.

Also stellen wir den OCEVI ab und laufen los. Die Chauseestraße selbst ist eher langweilig, aber sie führt uns geradewegs in die Stadtmitte. Nach einer halben Stunde Fußmarsch sind wir mitten drin im Regierungsviertel und staunen nicht schlecht, was dort in den Jahren seit dem Mauerfall alles aus dem Boden gestampft worden ist. Das ist in seiner baulichen Größe durchaus beeindruckend, auch wenn man die schieren Unmengen an verbautem Beton nicht unbedingt schön finden muss.






Und natürlich sehen wir auch den Reichstag, heute Bundestag genannt. Gerne möchten wir die gläserne Kuppel besichtigen, doch es gestaltet sich schwierig, an Karten zu kommen. Die Möglichkeit, diese online zu buchen (was empfohlen wird und sicherlich am sinnvollsten ist) geht aufgrund derzeit technischer Serverprobleme nicht. Als Alternative bleibt nur, sich mindesten drei Stunden abzustellen ... und dazu haben wir schlichtweg keine Lust. Dennoch schade, dass wir uns nur mit dem Anblick von außen begnügen müssen.





Wir laufen weiter und kommen nach nur wenigen Schritten zum nächsten Wahrzeichen Berlins: dem Brandenburger Tor.




Bei meinem letzten Besuch in Berlin im Jahre 1982 war diese Tor noch Symbol des Bollwerkes zwischen Ost und West - damals konnte man das Brandenburger Tor nur von einem der diesseitigen Aussichtsplattformen an und über die Mauer betrachten, es heute zu durchschreiten vermittelt durchaus ein etwas erhebendes Gefühl.

Überhaupt ist von der Teilung Berlins heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Nur wer genau hinguckt findet auf dem Boden eine Doppelreihe Kopfsteinpflaster, die den Verlauf der Mauer zeigt. Trotzdem sind wir oft verwirrt und wissen nicht, ob wir gerade im alten hüben oder drüben unterwegs sind.
Auf das Brandenburger Tor läuft aus dem Osten die Prachtallee "Unter den Linden" zu - Linden gibt es, das stimmt, der Rest ist eine einzige Großbaustelle - das U-Bahn-Netz wird hier derzeit ausgebaut, und das wird wohl auch noch ein paar Jahre dauern.

Nur wenige Meter weiter stehen wir vor dem Wachsfigurenkabinett der weltbekannten "Madame Toussaut". Lisa ist Feuer und Flamme, ich hingegen bin einigermaßen entsetzt über die aufgerufenen Eintrittspreise. Zu zweit gehen wir trotzdem hinein, während Willi und Max draußen warten, Vierbeiner dürfen leider nicht mit.




Weitere Fotos müssen wir erst einmal schuldig bleiben, das Handy kriegt die Belichtung nicht richtig hin ...

Nun sind wir für heute müde. Statt zu laufen nehmen wir nun die U-Bahn für die Heimfahrt. Das geht einfach und schnell.






Werder (Havel)

Der erst von uns erkorene Platz in Ketzin an der Fähre über die Havel entpuppt sich für uns zu klein und obendrein nicht schön.

Wenige Kilometer weiter erreichen wir das Städtchen Werder an der Havel. Hier gibt es direkt am Wasser einen Wohnmobilstellplatz. Doch es ist Samstag, in Folge ist der Platz bereits gut besucht.

Uns erstmals begegnen wir in Deutschland der typisch deutschen "Geh-weg!-Auf-diesem-Quadratmeter-herrscht-mein-Recht!"-Denke. Die meisten Camper parken mit gehörigem Abstand zum Nachbarn. Wirklich niemand hebt den Blick, geschweige denn macht Anstalten, ein Stück zu rücken. Mir fehlen nur noch "Gartenzwerge" und "rot-weisses Absperrband" und das Bild wäre perfekt. Aus Italien sind wir da ein ganz, ganz anderes Verhalten gewohnt ....

Wir trauen uns, "frech" zu sein und stellen uns mitten rein auf die freie Mitte des Platzes. Zu uns gesellen sich noch zwei andere Camper, die nach uns kommen. Aus einem davon lernen wir Utra & René aus Wiesbaden kennen, zwei mit unserer Kragenweite, mit denen wir bis in die späte Nacht nett zusammen draußen sitzen.






Am nächsten Morgen trauen wir unseren Augen und Ohren nicht. Ein Wohnmobil aus der "ersten Reihe" reist ab. Wir würden uns gerne "richtig" hinstellen und die Mitte des Platzes frei machen, doch lautstark erklärt uns ein Camper aus der "zweiten Reihe", das sei sein Platz und irgendwas vom "Recht des Erstgeborenen". Wir können nur den Kopf schütteln, und später auf einen anderen Stellplatz umparken. Wie war das noch gleich? "Man sieht sich im Leben immer zweimal."

Egal. Wir wollen uns nicht ärgern. Nun packen wir die Räder aus. Rund um den Teil der Havel, in dem die Inselaltstadt Werder liegt, soll es einen Radweg geben. Gibt es, das stimmt, doch ist er nicht so schön wie die bisher angetroffenen Radwege. Max, den wir heute dabei haben, wird über die meiste Wegstrecke gefahren. Aber wir müssen ihn sehr loben: er macht das toll!




Der Radrundweg umfaßt nur 12 Kilometer, also sind wir beizeiten zurück am WoMo. Wir nutzen die Gelegenheit und bauen unsere in Göttingen erworbene Neuerung ein: ein Mini-HEKI-Fenster für unser Schlafzimmer! Das bisher hier eingebaute Oberlicht drohte bei jeder Berührung auseinander zu fallen. Nun sind wir mit dem neuen Fenster, welches sich jetzt auch öffnen läßt, sehr glücklich ... und gerade rechtzeitig mit dem Einbau fertig, als es anfängt zu schauern.