Zwei Tage stehen wir nochmals gut in Marina di Pisticci, das Meer beruhigt sich vorübergehend, ehe dann auch schon die nächste Windfront im Anmarsch ist. Wir verkrümeln uns wieder. Wir müssen es ja ohnehin nehmen wie es kommt, machen also das Beste daraus und nutzen die Zeit zum Weiterfahren.
Insgesamt ist das Wetter derzeit eher durchwachsen. Irgendwie hatte ich insgeheim gehofft, es bliebe so schön warm wie bis Ende Oktober. Natürlich ist das Quatsch, denn auch hier wird es irgendwann Winter. Die Zeit des Badens ist jedenfalls nun wohl vorbei, und wir stellen fest, dass wir mehr kurze als lange Hosen an Bord haben. Die Italiener lachen sowieso bereits über uns Nordlichter, weil wir noch so leicht beschützt rumspringen.
Wir machen noch einmal Station in Marina die Novo Siri. Vorher suchen wir einen Gashändler, denn unsere italienische Flasche ist leer. Wir finden keinen.
Irgendwo im Nirgendwo stehen ein paar Leute vor einem Farbengeschäft. Wir halten an und fragen. Nein, so einen Laden gäbe es hier nicht, die Häuser seinen an Erdgasleitungen angeschlossen, meint einer der Herren, zückt sein Handy und telefoniert.
„Wartet fünf Minuten, es bringt Euch jemand Gas“, meint er anschließend.
Echt ...?
Tatsächlich, bereits 3 Minuten später fährt ein kleiner Lieferwagen vor und rasch ist die leere Flasche gegen eine volle getauscht! So bequem war das noch nie! Super.
Am nächsten Tag ist der dumme Wind wieder weg und wir brechen in Novo Siri auf. Nun wollen wir mal was neues sehen. Nach nur wenigen Kilometern haben wir die Region Basilika verlassen und sind fortan in Kalabrien.
„Benny, willkommen zurück im Land Deiner Geburt! Und bald sehen wir dann auch Deine Tante Mimi (die Dame, die sich der Hunde damals angenommen und sie nach Deutschland vermittelt hat)!“
Wir kommen vorbei an „Laghi di Sibari“, vor vielen Jahren einmal der Winterhafen unserer SY CAPELLA. Schon damals war aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und dem ständig versandeten Zufahrtskanals wenig los. Doch - oh Schreck! - heute bietet der Hafen ein Bild des Jammers! Es liegen ganze drei Segelschiffe an den Pontons, an denen 100 Platz hätten, die damals technisch wirklich versierte Werft gleicht heute eher einem Schiffsfriedhof, Schönheiten, die schon vor 12 Jahren dort standen, stehen immer noch und zerfallen, ihr Zusand erbärmlich. Wirklich schade.
Wir fahren weiter. Aus reiner Neugier werfen wir einen Blick auf den Campingplatz „Onda Azzura“ - bei Überwinterern sehr beliebt. Wir sind zwar nicht die Campingplatzliebhaber, aber vielleicht ist es ja nett. Der Platz ist in der Tat hübsch gemacht, sehr ordentlich und offenbar fest in deutscher Hand. Alles steht im rechten Winkel! Vielerorts erblicke ich Zäunchen zur Begrenzung des eigenen Territoriums. Die Aussage einer anwesenden Camperin zu einem anderen Neuankömmling: „Ja, Sie können sich da hinstellen, wenn Sie sich anständig benehmen!“ lässt uns kurzerhand die Flucht ergreifen ...! Dann doch lieber alleine.
Mittlerweile ist der Himmel rabenschwarz, lange kann es nicht bis zum nächsten Wolkenbruch dauern. Wir finden einen gut befestigten Strandparkplatz entlang der vornehm wirkenden Ortschaft Sant Angelo. Meinetwegen kann es nun Wäschklammern regnen, wir sind niemandem im Weg, denn der gemeine Italiener ist grundsätzlich eher wasserscheu. Wir igeln uns ein und machen es uns gemütlich, die Nacht wird ungestört ruhig.
Und am nächsten Tag lacht wieder die Sonne als wäre nichts gewesen ... auf den fernen Bergen liegt allerdings der erste Schee!