Konsequenterweise halten wir den Ball flach und lassen die Räder in der Garage. Statt dessen hopsen wir an "unserem" kleinen Ministrand noch einmal in die Spree. Einfach nur herrlich!
Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg: wir wollen ins Tropical Island.
Die Halle steht auf einem stillgelegten Flugplatz Gelände, der ausgewiesene Wohnmobil-Parkplatz liegt auf der früheren Start- und Landebahn. Wir werden förmlich gebraten auf dieser schattenlosen Betonpiste! Und es rührt sich kein Lüftchen ...
Also machen wir uns auf die Suche nach Schatten, Max könnten wir sowieso jetzt nicht im verschlossenen Fahrzeug zurück lassen.
Der ehemalige Flugplatz ist umgeben von Wald und - wie wir vermuten - Ruinen früherer Kasernen. Wir finden keinen schönen, aber zweckmäßig schattigen Platz, wo wir uns zwischen Unrat und Bautrümmern hinstellen können. Nicht hübsch hier, aber wir wollen ja nur warten, bis die Sonne weg ist, es ist inzwischen 18:00 Uhr.
Und dann kommt er ... der "deutsche" Moment.
Wir haben gerade unser Abendessen auf dem Tisch und die erste Gabel im Mund, da fährt ein Auto vor. Aussteigen tut ein Herr, der sich sehr förmlich als Leiter des "Tropical Island Wohnmobil Home" (zu deutsch: Stellplatz) vorstellt und sogleich mit erhobenem Zeigefinger die Stimme anhebt:
"Sie dürfen hier nicht stehen. Ich fordere Sie auf, zusammen zu packen und diesen Platz zu verlassen."
Wir setzen an zur Erklärung, dass wir nur für ein paar Stunden Schatten gesucht haben und selbstverständlich hier nicht stehen bleiben wollen. Aber wir kommen gar nicht zum Ausreden ...
"Ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und diesen Platz zu verlassen.", unterbricht uns der Mann.
"Aber wir können doch noch aufessen?", fragt Willi.
"Ich sagte doch: ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und ..."
Das gibt es doch nicht!
Inzwischen sind wir alle Drei schon aufgestanden und haben uns mit unseren angegessenen Tellern Richtung Wohnmobileingang in Bewegung gesetzt - während der andere seinen offenbar stur auswendig gelernten Text wiederholt. Noch während wir unser Abendessen verräumen, ertönt erneut:
"Ich fordere Sie auf, zusammenzupacken und ..."
Hat der keine Augen im Kopf?
Mir reicht's! Ich komme nicht umhin, ihm meinerseits in gleichem Tonfall mitzuteilen, dass wir ihn längst verstanden hätten, und er sich weiter Wiederholungen nun sparen könne. Wir gingen ja, und gleiches könne nun auch er machen.
Ich lasse ihn stehen und höre noch irgendwas von "Gnäd'ge Frau" und "Ich hole die Feuerwehr, die wird Sie schon wegschicken ...!"
Was ein Depp ...!!!
Also zurück auf die Start- und Landebahn. Inzwischen geht es, die Sonne steht bereits tief, noch 45 Minuten und sie geht unter.
Wir essen zu Ende und erfahren dann aus einem benachbartem Wohnmobil, dass der offizielle Stellplatz des Tropical Islands - der übrigens zwei Kilometer weit weg liegt - pro Fahrzeug € 9,00, pro Erwachsener € 8,00 und pro Kind € 4,00 (Strom und Wasser extra) berechnet. Aha! Daher weht also der Wind ...
Nunja, wir versuchen, uns nicht die Stimmung verderben zu lassen. Grundsätzlich mag es ja sein, dass man an "dieser Stelle" nicht stehen soll/darf (irgend ein Hinweis- oder Verbotsschild stand übrigens nirgends), das können wir ja durchaus noch verstehen und auch akzeptieren. Lediglich die Art und Weise des Auftretens dieses "Verantwortlichen" ist uns aufgestoßen. Kunden gewinnt er jedenfalls so keine. Und fest steht: Gastfreundschaft geht anders!
Übrigens: auf dem Rollfeld direkt vor der Zepplelinhalle kostet das Stehen und Übernachten nichts.
Aber jetzt zurück zum Thema: das Tropical Island.
Wir sind startklar. Kurz vor acht Uhr sind wir drinne in der Tropenwelt. Und wir müssen sagen: sie ist durchaus toll gemacht. Es gibt verschiedene Badebereiche: die Lagune mit Strudeln und Wasserfällen und die Südsee mit eimem Sandstrand und einer Panoramaleinwand alla Jim Carrey's Film "The Trueman Show". Es gibt einen tropischen Regenwald, der dem echten durchaus gelungen nachgestellt ist, einzig die vielen Tierstimmen stammen wohl aus der Konserve. Die kleinen Häuser und Hütten, die man zur Übernachtung buchen kann, sind stilecht, ebenso die "Fressmeile" - die Restaurants befinden sich in verschiedenen authentisch asiatischen Gebäuden. Überall sieht man malaysische Reliefs und Buddas, aber ohne dass das Ganze überfrachtet wirkt. Blendet man einmal die technische Konstruktion der Hallendecke über unseren Köpfen aus, kann man sich durchaus nach Asien versetzt fühlen. Ein bißchen Fernweh weckt das Ambiente auf jeden Fall.
Was nicht ganz so zum tropischen Bild passt, sind die Temperaturen. Beim Betreten des Bades hat man zwar noch den Eindruck es sei schwül warm, kommt man aber aus dem Wasser ist es ungemütlich kalt ... Die vier Stunden unseres Aufenthaltes reichen demnach völlig, das Tropical Island kennenzulernen, uns durch alle Bars und Restaurants zu futtern und alle Geschäfte und Läden links zu machen, das war ohnehin nicht unser Plan. Und das wäre auch gar nicht gegangen, da um 22:00 Uhr alles schließt - was nicht ganz logisch ist, denn das Tropical Island hat 24 Stunden am Tag rund um die Uhr geöffnet.
Um halb zwölf sind wir zurück am OCEVI, die lauen Temperaturen laden uns ein, noch eine Weile draußen zu sitzen. Den blöden Fritzen von heute Nachmittag haben wir inzwischen vergessen ...