Am Ticketschalter dann die böse Überraschung: unser Schiff, die EUROPA PALACE führe mit sechsstündiger Verspätung, nach dem tragischen Brand auf einer Fähre vor wenigen Tage würden nun umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt, so die Aussage. „For your own safety“, wird hinterher geschoben.
Noch während wir uns über diese griechische Gründlichkeit wundern, stellen wir fest, dass die EUROPA PALACE erst um 20:30 h in Patras einläuft, anstatt wie planmäßig um 19:00 h abzulegen.
Nun gut. Wir warten. Und warten. Der parkende Verkehr rundum nimmt zuweilen chaotische Zustände an. Erst um 22:00 h sollen wir uns zum Check-In begeben, drei Stunden vor dem nun geplanten Ablegen.
Irgendwann kommt zähe Bewegung in den Lkw-Pulk, der uns mittlerweile völlig zugeparkt hat. Langsam geht es Richtung Check-In Gate.
Dort kontrollieren die Griechen sehr gründlich und akribisch, ob man Flüchtlinge an Bord habe. Man fährt durch Röntgenapparate und über Spiegel, Kontrolleure leuchten außen rum mit Taschenlampen das Fahrzeug ab, bei LKW kontrollieren sie die Ladeflächen, bei Pkw die Kofferräume, bei Wohnmobilen alle Außenklappen und das Innere des Aufbaus. Soweit so gut, dieses Prozedere kennen wir schon von früher.
Neu ist: Schreit uns der Kontrolleur plötzlich an, warum wir jetzt erst kämen!? Ob wir in Deutschland keine Pünktlichkeit kennen würden, hier wären wir in Griechenland, da käme man pünktlich und nicht 5 Minuten vorm Ablegen! Unsere Erklärung, dass wir seit 14:00 h hier wären, Däumchen gedreht haben und aufgefordert wurden, nicht vor 22:00 h einzufahren, hört er gar nicht! Schreit, tobt, brüllt immer weiter …!
Irgendwann brüllt Willi dann mal zurück! Und - huch - stellt er fest: wir fahren ja mit einem ganz anderen Schiff - und nicht mit dem, welches zugegebenermaßen in fünf Minuten ablegt …
So ein Chaos wie hier - selten erlebt. Immerhin stehen wir um 23:00 h schon mal in der Warteschlange an der Ladeluke… auch noch um 24:00 h. Und um 01:00 h.
Bis es weitergeht, kann wohl noch dauern, denn es geht nichts mehr vorwärts. Schon jetzt reichen sechs Stunden Verspätung nicht mehr aus.
Uns fallen die Augen zu …
Es wird 02:00 h …
Es wird 03:00 h … wir stehen immer noch „vor der Tür“.
Dann endlich kommt Bewegung in die Sache.
Um 03:30 h … unser Motor ist noch aus - rumps! Der OCEVI wackelt.
Rumps - zum zweiten Mal !!!!
Ein rumänischer Lkw hängt mit seinem eingeschlagenen Vorderrad an der Ecke unserer Stoßstange und merkt es noch nicht mal, dass er dadurch nicht weiter kommt. Ehe es ein drittes Mal Anlauf nimmt, springt Willi dazwischen. Die Ecke unserer Stoßstange ist trotzdem ab. Das sei er nicht gewesen, so der Rumäne.
Ich bin inzwischen so fertig, dass ich noch nicht mal mehr heulen kann.
Nachtrag:
Inzwischen sind wir an der Nordspitze von Korfu, hatten eine Mütze voll Schlaf und haben uns etwas erholt.
Letzte Nacht war es schließlich und endlich 4:30 h bis wir auf dem Parkdeck standen. Aber damit hatten wir nur halb gewonnen.
Kein Mensch weit und breit, der einem mal den Weg oder die Richtung gewiesen hätte. Hinweistafeln Mangelware - oder aber wir haben sie angesichts der Uhrzeit nicht mehr wahrgenommen.
Gute 20 Minuten irren wir im Kreis, landen oft in Sackgassen, treppauf, treppab - und das alles mit unserer kleinen Filía, die sich alles andere als wohl fühlt, aber dennoch einigermaßen tapfer Benny hinterher stiefelt, zuweilen aber doch mit allen Vieren bremst und nicht weiter möchte.
Um 05:00 h sind wir endlich in unserer Kabine. Wir brauchen uns nur ansehen, nichts sagen und sind uns doch einig: soooo - nie wieder!
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