In TARIFA machen wir uns bei den Fährgesellschaften schlau, und - na klar, fahren wir mal rüber nach Marokko, nicht zuletzt auch deshalb, weil Petra & Gunter so lieb sind und für uns in der Zwischenzeit Haus & Hund hüten!
Früh fallen wir aus den Federn, die Sonne geht gerade auf, als wir mit den Roller losfahren - zu so früher Stunde ein durchaus erfrischendes (um nicht zu sagen: frostiges) Unterfangen.
Wir haben uns für eine geführte Tagestour entschieden. Nach dem Lösen der Tickets werden wir im Hafen von einer jungen Mitarbeiterin der Fährgesellschaften in Empfang genommen, die uns bei dem erforderlichen Tagesvisum hilft und uns auf den richtigen Weg bringt. Kaum eine Stunde später legen wir in TARIFA ab.
Ziel: TANGER - MAROKKO - AFRIKA!
Wir sind ganz aufgeregt ...
Die Überfahrt dauert ebenfalls eine gute Stunde. Es ist diesig, und daher schält sich die Skyline von TANGER erst kurz vor Ankunft aus dem Nebel ... und wir erschrecken ein bißchen!
Vielleicht haben wir im übertragenen Sinne eine "kleine staubige Wüstenortschaft" erwartet, mit Sicherheit aber nicht eine so riesige Stadt ! WOW!
Nach einer unkomplizierten Passkontrolle übernimmt uns außerhalb des Hafengebäudes unser marokkanische Guide Ali.
Zwei Sprinter stehen bereit, auf die sich unsere Reisegruppe verteilt. Wir sind eine bunte Truppe: Australier, Engländer, Schweden, Türken und wir als einzige Deutsche. Ali ist sprachgewandt und mit viel Witz begleiten uns seine Erklärungen dreisprachig durch den Tag.
Los geht's. Über die bekannte "Avenue Mohammed VI" - benannt nach dem gleichnamigen König - fahren wir durch die Stadt. Sofort merkt man: wir sind nicht mehr in Europa!
Tanger liegt langgezogen an einem Hang. Wir fahren bergauf, und je weiter wir kommen, umso nobler werden die Gebäude rechts und links unseres Weges - bis wir schließlich "oben" ankommen und einen flüchtigen Blick werfen dürfen auf die gut bewachten Paläste, die hier hoch über der Stadt thronen. "Paläste" ist dabei bitte wörtlich zu nehmen! Uns bleibt fast die Spuke weg.
"Dies sind also meine reichen Nachbarn", meint Ali. "Ich wohne im Baum nebenan." Später lernen wir, dass das durchschnittliche Einkommen in Tager bei 400 € im Monat liegt. So gesehen bewundern wir Ali's Humor.
Unsere Fahrt geht weiter aus TANGER hinaus Richtung Westen zum CAP SPARTEL. Hier markiert ein Leuchtturm die Einfahrt ins Mittelmeer. Nicht ohne Stolz erklärt uns Ali, dass hier der Atlantik beginne, leider sei es heute diesig, denn normalerweise sehe man dort drüben die Freiheitsstatue (gemeint ist die in New York!).
Nach kurzem Stopp geht es weiter noch ein Stück entlang der Atlantikküste nach Süden zur GROTTA D'HERCULE. Diese Höhle ist menschlichen Ursprungs: man hat früher Mühlsteine aus dem Sandstein geschlagen, ihre Besonderheit ist ein Durchbruch zum Meer hinaus, dessen Umrisse die Form des Kontinent Afrika's hat.
Auf der Rückfahrt zu Stadt machen wir den klassischen Touristenstopp an einer kleinen Herde Kamele, die mit ihren Herren auf Leute wie uns warten. 2 € koste ein kurzer Ritt - wir begnügen uns mit Fotos, die zwei hier sind gerade mal zehn Monate alt.
Es geht zurück nach Tanger, diesmal mitten hinein. An dem Stadttor der KASBA läßt man uns aussteigen, nun geht es zu Fuß weiter.
Jetzt wird es richtig arabisch ...
Nach nur wenigen Schritten kehren wir ein in ein typisches (Touristen)-Restaurant. Kaum haben wir den Fuß über die Schwelle gesetzt, erklingt arabische Musik, gespielt von fünf Herren, die nur auf uns Gäste gewartet haben. Touri-Lokal hin oder her - das Ambiente nimmt einen irgendwie gefangen, wir warten regelrecht darauf, dass Humphrey Bogart hereinspaziert und sein "Schau mir in die Augen, Kleines!" raunt!
Wir sind gespannt, der Preis für's Essen ist inklusive, nur Getränke gehen extra.
Es wird serviert: Eine Gemüsesuppe mit exotischen, uns unbekannten Gewürzen, Shish-Kenab (Lammhack am Spieß gegrillt), CousCous mit Hühnchen, ein honigtriefendes Gebäckteilchen und sehr süßer Tee mit frischer Minze.
Wir sind überrascht, das hatten wir nicht erwartet, alles sehr fremd, aber sehr lecker und vor allem reichlich. Toll.
Wie sehr man hier auf Touristen ausgerichtet ist, merken wir beim Verlasses des Restaurants: sie warten bereits auf uns, die fliegenden Händler, die T-Shirts, Schmuck und Tand mehr oder weniger aufdringlich feilbieten. Besonders "originell" finde ich ein schwarzes Shirt mit runder weißer arabischer Aufschrift. Keine Ahnung, was dort geschrieben steht, aber in der heutigen Zeit sicher gewagt, so etwas zu tragen ...
Ali lässt die Händler einen Moment gewähren, gebietet ihnen dann aber Einhalt und führt uns weiter ... immer tiefer hinein in die MEDINA (Altstadt).
Du lieber Himmel! Enger und verwinkelter geht es nicht mehr, allerorts winzige Geschäfte, allgegenwärtig das: "Guck hier! Look! Look! Good price! Ganz billig ...!" Hilfe, jetzt bloß nicht Ali aus den Augen verlieren in diesem Gewimmel!
"Kein Problem", meint dieser. "Wenn Ihr verloren geht, ich finde Euch ... nächste Woche Montag auf meiner nächsten Tour!"
Wie tröstlich :-D
Natürlich lotst uns Ali zu DEM Geschäft seines Vertauens (=Verwandten), in dem wir Zeit haben einzukaufen. Willi sieht sich eine Wolljacke an, einmal Interesse bekundet wird man die Händler kaum mehr los. Handeln ist angesagt. Bei 45 % des ursprünglichen ausgerufenen Preises wird sich Willi mit ihm einig. Ich erstehe derweil auf der Strasse (eigentlich nur aus Mitleid) ein kleines Lederportemonaie für ganze 3 €, die ich dem alten Herren gönne, ohne zu handeln.
Nach 20 Minuten trommelt uns Ali wieder zusammen und führt uns aus dem SUC (Markt) hinaus - eine ganze Traube von "Look here! Guck! Billig, billig!" haben wir im Schlepp ...
Bald sind wir an den Autos und es geht zurück in den Hafen. Ali verabschiedet sich mit den Worten:
"Wenn Ihr vergessen habt, etwas zu kaufen, keine Bange, die Händler schwimmen der Fähre noch ein Stück hinterher!"
Ich sag's ja, Humor hat er, der Ali!
DAS WAR SCHÖN !
Natürlich war es "Touri-Programm hoch fünf", aber für den allerersten Besuch in Marokko fanden wir es eine tolle Sache. An manchen Stellen hätte ich mir persönlich gewünscht, die eine oder andere Minute mehr Zeit zu haben. Aber um einmal hinein zu schnuppern in diese doch sehr fremde Kultur, war dieser Tag sehr schön, und das Preis-Leistungs-Verhältnis vollkommen in Ordnung. Pro Kopf haben wir € 59,00 bezahlt, € 26,00 davon waren für die Fährfahrt hin und zurück, der Rest war für Guide, Auto mit Fahrer und Mahlzeit - da gibt es absolut nix zu meckern!
Daher: unsererseits volle Empfehlung für alle, die auch einfach mal gucken wollen. Uns hat dieser Ausflug jedenfalls die Bedenken genommen, auch einmal mit dem Wohnmobil hinzufahren.
Am fortgeschrittenen Nachmittag sind wir zurück bei Petra, Gunther und unserem OCEVI - Max freut sich als hätte er geglaubt wir kämen NIIIIIIIE wieder!
Petra & Gunther an dieser Stelle noch einmal ein ganz liebes "Dankeschön!"